Denkmalagentur gestartet: Denkmäler sollen Lust statt Last sein

20.09.2017

Foto: Rosel Eckstein  / pixelio.de

Mit der Unterzeichnung einer Verwaltungsvereinbarung über die Kooperation konnte am 10.09.2017 der offizielle Startschuss für die Denkmalagentur Marburg-Biedenkopf gegeben werden. Die Kommunen Wohratal, Stadtallendorf, Rauschenberg, Neustadt, Kirchhain und Amöneburg  wollen künftig gemeinsam mit dem Kreis mit einer Denkmalagentur Eigentümer, potentielle Investoren und Vereine motivieren, die Sanierung bzw. den Erhalt denkmalgeschützter Objekte in Angriff zu nehmen.


In seiner Rede anlässlich der Vertragsunterzeichnung legte der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow die grundsätzliche Problematik dar: „Risiken und Probleme für eine Denkmalsanierung werden meist viel zu hoch eingeschätzt, hingegen gibt es viel zu wenig Wissen über Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten. Deswegen empfinden viele Menschen ein Denkmal eher als Last und trauen sich nicht daran, über eine Sanierung überhaupt nachzudenken.“ Die Denkmalagentur wolle dies umkehren. „Wenn Eigentümer zu wenig über Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten wissen, muss die Beratung zu ihnen kommen“, erläuterte Zachow. Die Denkmalagentur wolle daher aufsuchende Arbeit leisten. Jede der teilnehmenden Kommunen benenne einige Objekte vor Ort, um die sich die Denkmalagentur gezielt kümmere, indem Eigentümer und potentielle Investoren gezielt beraten  werden. Gemeinsam mit ihnen sollen Ideen und Nutzungsstrategien entwickelt werden, um das Objekt vermarkten zu könne.

Außerdem geht es der Agentur darum, auch das Ehrenamt in der Denkmalpflege mit den Eigentümern zu vernetzen, um Unterstützungsmöglichkeiten (z.B. „Denkmalpa-ten“) zu organisieren. Last but not sollte auch bei Geldinstituten und Investoren Lobbyarbeit geleistet und innovative Finanzierungsmodelle erprobt werden, damit es gelinge, Denkmalsanierung auch zu finanzieren. „So soll es gemeinsam gelingen, dass ein Denkmal von der Last zur Lust wird“.

Mit der Denkmalagentur und dem Vierklang aus beraten – vermarkten - vernetzen - finanzieren setzt der Landkreis Empfehlungen und Ideen einer Machbarkeitsstudie der Universität Kassel um, die vom Landkreis in Auftrag geben worden war.  Nach Vorliegen der Studie hat der Kreis in intensivem Dialog mit den Kommunen eine Projektgruppe aus den sechs teilnehmenden Städten und Gemeinden gebildet, die das Modellprojekt nun für die nächsten zwei Jahre gemeinsam durchführen. Dabei sollen zunächst die Aspekte Beraten und Vermarkten im Vordergrund der Arbeit stehen.

„Die Denkmalagentur ist ein wichtiger Schritt – nicht nur für den Denkmalschutz, sondern für die Vitalisierung der Dorfkerne“, unterstrich Werner Waßmuth. Wo in einem Dorf ein Denkmal leerstehe oder gar verfalle, würde die Attraktivität des ganzen Dorfes in Mitleidenschaft gezogen. „Wenn es hingegen gelingt, ein Denkmal zu sanieren und durch attraktive Nutzungskonzepte neu zu beleben, da profitiert das ganze Dorf“, sagte er. „Ich setze darauf, dass die Denkmalagentur aus leerstehenden und vom Leerstand bedrohten Gebäude wieder attraktive Visitenkarten der Dörfer macht “, so Waßmuth.